aus: Thomas Pynchon,
die Enden der Parabel
Seite, ziemlich am Schluss
Das Pferd
Auf einem Feld, jenseits der Lichtung, der Bäume, steht das letzte
Pferd,
silbrig-grau gescheckt, kaum mehr als eine Versammlung von Schatten.
Die heidnischen Germanen, die hier lebten, brachten bei ihren
Zeremonien Pferde
als Opfertiere dar. Später wandelte
sich die Rolle des Pferdes vom heiligen
Opfer zum Diener
der Macht. Damals arbeiteten große Veränderungen an der
Heide,
kneteten und wendeten sie, störten sie auf mit Fingern,
stark wie der
Wind.
Jetzt, da das Opfern zu einem politischen
Akt geworden ist, zu einem Akt
des Caesars, kümmert sich das
letzte Pferd nur darum, wie sich der Wind
an diesem Nachmittag
erhebt: aufflackert erst, halt zu gewinnen, zu greifen
versucht,
doch wieder absackt... jedes Mal spürt das Pferd ein ähnliches
aufflackern in seinem Herzen, an den Säumen seines Auges, seines
Gehörs,
seines Gehirns... endlich, als der Wind sicher fasst,
als eine Wende gekommen
ist in diesem Tag, erhebt sich sein Kopf,
und ein Schauder überläuft's - ergreiftt
von ihm besitz. Sein
Schwanz peitscht das klare, nachgiebige Fleisch des Windes.
Im Wald beginnt das Opfer. |