„Harald Noethen ist ein
außerordentlich produktiver und experimentierfreudiger Künstler. ...
Seine Striche werden
schnell, sicher und präzise aufgetragen, so dass seine Bilder wie aus
einer Pinselführung gewachsen erscheinen. Vielleicht ist er das, was
man als eine Naturbegabung bezeichnet. Sicher aber sind seine
Zeichnungen, Ölbilder und Plastiken das Ergebnis eines langjährigen
Studiums der Kunst und der permanenten Selbst- und Weltbefragung, die
ich als Motor seiner Arbeitsleidenschaft bezeichnen möchte. ...
Die Linien, die wie
verschlungene Wege Noethens Bilder durchziehen, laden den
interessierten Betrachter zu einer nicht ungefährlichen
Entdeckungsreise in die verborgene oder verdrängte Innenwelt des
Menschen, der Welt, der Leidenschaft, aber auch der Einsamkeit ein.
... Die Auseinandersetzung mit Noethens Werk erfordert von uns Mut,
Ehrlichkeit und die Fähigkeit zur Selbstreflektion. ... Den Künstler
interessiert das Individuum. In seinen Bildern ist die Einzelfigur
vorherrschend, deren Sein er mit dedektivischer Akribie entschlüsselt.
Das Vordringen in seelische Strukturen spiegelt sich in der Reduktion
des gebrochenen Körpers auf nahezu skeletthafte und verwachsene
Zeichen wieder. Seine kompakte und dunkle Farbigkeit wird durch
zerrissene oder fließende Linien, die der Künstler als Schmerzlinien
begreift, gestört. Weit aufgerissene Augen blicken fragend und
hilfesuchend in den Raum, ungelenke Arme wie zu Krücken verlängert,
gehen auf Orientierungssuche, kehren indessen ohne den erforderlichen
Halt gefunden zu haben wieder zur Figur zurück. Diese bleibt isoliert.
Leere, fehlende Tiefe und helle Farbigkeit des Umraums betonen die
Verlorenheit der Gestalt in einer unwirklichen abweisenden Welt. ...
Seine Werke stehen in
der Tradition nordeuropäischer Kunst. Sie sind schwermütig,
nachdenklich, melancholisch und aufrüttelnd. ...“ |